Projekt
RAWABET
Ort
Mossul, Irak
Förderer
Institut für Auslandsbeziehungen (IFA)
Partnerorganisation
Rusaz
Projektmanager
Ahmed Salahaldin
Eine Gesellschaft, die einen Bürgerkrieg erlebt hat, steht vor großen Herausforderungen, ein dauerhaft friedliches Zusammenleben zu schaffen. Dies gilt auch für Mossul, die Hauptstadt der Region Ninive im Irak mit einer geschätzten Bevölkerung von über 1,7 Millionen. Die Stadt wurde im Juni 2014 von Militanten des Islamischen Staates (IS) besetzt, die ein repressives Kalifat errichteten, um das Leben der Bürger zu kontrollieren und zu unterdrücken. Auch wenn die Menschen in Mossul seit der Befreiung im Jahr 2017 eine Veränderung spüren, ist ihr Alltag beeinträchtigt und sie befinden sich auf einem schwierigen Weg der Genesung. Der Konflikt hat die Infrastruktur der Stadt zerstört, die kollektive Identität und Zugehörigkeit gebrochen und das Vertrauen in die Gemeinschaft untergraben, während das Wohlergehen der Menschen unter der Last vergangener Traumata und aktueller Herausforderungen geschwächt ist. Heute, fünf Jahre nach dem Konflikt, leiden die sozialen Bindungen und das Wohlergehen der Gemeindemitglieder trotz Wiederaufbauinitiativen, was die Notwendigkeit weiterer Unterstützung unterstreicht.
Interventionen zur Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens als Grundlage für die Stärkung des psychosozialen Zusammenhalts und eines friedlichen Gemeinschaftslebens sind eine wichtige Säule. Ziel des Rawabet-Projekts ist es, den Gemeindemitgliedern in Mossul die Möglichkeit zu geben, an psychosozialen Aktivitäten teilzunehmen, um ihre psychische Gesundheit zu stärken und einen sicheren Raum zu schaffen, in dem sie vertrauensvoll und respektvoll miteinander interagieren können. Zu den Kerninterventionen dieses Projekts gehören neben der individuellen therapeutischen Unterstützung von Menschen mit psychischen Problemen auch Gruppentherapieangebote und Gemeinschaftsdialoge:
- Die interpersonelle gruppentherapeutische Intervention, für die von der Weltgesundheitsorganisation für Kontexte mit wenigen Fachkräften in instabilen kontextuellen Bedingungen geworben wird, legt den Schwerpunkt auf die Verbesserung des Verständnisses der Teilnehmer für die zwischenmenschlichen Schwierigkeiten, die ihren psychischen Gesundheitsproblemen zugrunde liegen oder diese verschlimmern, sowie auf die Unterstützung bei der Bewältigung dieser Herausforderungen.
- Im Irak ist Textilkunst ein kulturell geschätztes Mittel zur Bewältigung schwieriger Geisteszustände mit erdender Wirkung, welches psychologische Erfüllung durch Kreativität und soziale Erfüllung durch Gemeinschaftsarbeit anregt. In unserer textil-kunsttherapeutischen Intervention kommen die Teilnehmer zusammen, um Schwierigkeiten zu verarbeiten und über deren Bedeutung und zugrunde liegende Ursachen sowie Ansätze zur Bewältigung zu reflektieren.
- Im Rahmen einer naturbasierten therapeutischen Intervention erhalten die Teilnehmer die Möglichkeit, persönliche Themen und Stärken durch Einzel- und Gruppenaktivitäten in der natürlichen Umgebung und durch die Einbeziehung von Objekten und Materialien aus der Natur zu erkunden.
- In der Gruppenaktivität „Körper und Seele“ wird der Körper als Träger unserer Emotionen und Lebenserfahrungen berücksichtigt und Körperreaktionen auf psychische Probleme sowie psychosomatische Symptome bewertet und mit einem starken Fokus auf Entspannungstechniken beantwortet. Die sanfte Körperarbeit kann eine Art „Türöffner“ sein, um die Selbstheilung anzuregen.
- Schließlich stehen Gemeinschafts-Dialoge im Mittelpunkt des Projekts und bieten einen strukturierten und sicheren Raum, in dem Menschen offen über Themen kommunizieren können, die für sie relevant sind. Die partizipativen Dialoge ermutigen die Gemeinschaftsmitglieder, Empathie und gegenseitige Unterstützung zum Ausdruck zu bringen, ihre gegenseitigen Stärken und Schwächen zu erkennen und füreinander da zu sein, um die Herausforderungen zu lösen, denen sie im Alltag und in der Gemeinschaft gegenüberstehen.