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Wohlbefinden und psychische Gesundheit
Psychische Gesundheit ist nicht die bloße Abwesenheit von Krankheit, sondern ein positiv psychischer Zustand. Erfahre, warum für Hudara psychische Gesundheit eine Priorität ist und wie wir arbeiten.

Autor:  Lena Schmid, Hudara

Was verstehen wir unter Wohlbefinden und psychischer Gesundheit?

Ein geistig gesunder Mensch fühlt sich gut, erkennt sein Potenzial, bewältigt die Belastungen des alltäglichen Lebens, ist in der Lage, produktiv zu arbeiten und einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten[1]. Unter psychischer Gesundheit verstehen wir nicht die bloße Abwesenheit von Krankheiten, sondern einen positiven Geisteszustand. Emotionen und Gefühle (persönliche Aspekte), soziale Verbindungen und Aktivitäten (zwischenmenschliche Aspekte) und Lernen und adaptives Denken (Fähigkeiten, Wissen) [2] sind wichtig für das psychosoziale Wohlbefinden einer Person.

Warum sind Wohlbefinden und psychische Gesundheit eine Prioritäten für Hudara?

Schwierige kontextuelle Situationen, Konflikt, Armut und Klimakatastrophen schaffen ein breites Spektrum an Problemen auf individueller, familiärer, gemeinschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. Die Zerstörung von Schutzfaktoren und die Erhöhung von Risiken führen zu psychosozialem Stress, Depression und Trauer, Aggression, Ängsten und Traumata[3]. Nach einer Katastrophe erleben große Teile der Bevölkerung eine Vielzahl von Belastungssymptomen, während etwa 20% leichte bis mittelschwere psychische Probleme entwickeln. Wir sprechen von einer psychischen Störung, wenn ein Problem bestimmte Kriterien erfüllende, deutliche psychologische Symptome hervorruft und das alltägliche Funktionsniveau wesentlich beeinträchtigt. Dies zeigt sich bei etwa 2-3% der Menschen, die eine Katastrophe erlebt haben[4].

Psychische Störungen sind weltweit verbreitet. Jeder vierte Mensch erlebt dies irgendwann im Leben[5]. Außerdem treten sie selten isoliert auf und erhöhen das Risiko für andere Probleme. Menschen in dieser Situation werden oft stigmatisiert, abgelehnt und von ihrer Gemeinschaft isoliert. Trotz der Notwendigkeit einer Behandlung gibt es in vielen Kontexten wenig Ressourcen – limitierte politische Regelwerke, Infrastrukturen, Dienstleistungen, Personal und Finanzierung. Benachteiligte und arme Gemeinschaften haben den größten Bedarf, an psychosozialer/psychologischer Unterstützung, aber auch die geringsten Ressourcen. In den meisten dieser Gemeinden gibt es nur wenige Psychiater, Krankenschwestern und psychosoziale Betreuer – manchmal gibt es nur einen Psychiater für Tausende oder sogar Millionen von Menschen[6].

Wie fördert Hudara Wohlbefinden und psychische Gesundheit?

Psychologisch/psychiatrische Betreuung und psychosoziale Hilfe (MHPSS) ist „jede Art von lokaler oder externer Unterstützung, die darauf abzielt, das psychosoziale Wohlbefinden zu schützen oder zu fördern und/oder psychische Störungen zu verhindern oder zu behandeln“[7]. Wir verfolgen eine ganzheitliche Herangehensweise und berücksichtigen die Wechselwirkungen zwischen sozialen und psychologischen Faktoren.

Die Interventionen gliedern sich nach der Struktur des vierstufigen Pyramidenmodells (IASC) [8]. Dazu gehören die professionelle Behandlung von psychischen Störungen (spezialisierte Ebene), Einzel-, Familien- und Gruppeninterventionen zur Behandlung leichter bis mittelschwerer psychischer Probleme (fokussierte, nicht spezialisierte Ebene), psychosoziale Aktivitäten zur Förderung von Wohlbefinden, Belastbarkeit und Gemeinschaftsentwicklung (Gemeinschafts- und Familienebene) sowie Sensibilisierung und Anwaltschaft zur Verbesserung des Wissens hinsichtlich psychosozialer/psychiatrischer Probleme sowie des Verständnisses für die Not der davon betroffenen Menschen (Grundversorgung und Sicherheit).

Eine grundlegende Herausforderung ist es effektive evidenzbasierte Behandlungen auf der spezialisierten Ebene in konfliktbelasteten Kontexten durchzuführen, in denen es nur wenige oder gar keine lokales geschultes Personal und eine schlechte Infrastruktur dafür gibt. Wir sind bestrebt hier niederschwellige Techniken zu integrieren, die sich in den letzten Jahren als vielversprechend in ähnlichen Kontexten erwiesen haben (Narrativ-expositiv[9], kognitiv-verhaltenstherapeutische und interpersonelle therapeutische Methoden mittels eines niederschwelligen Ansatzes[10], systemische und personenzentrierte Methoden[11]).

Zudem nutzen wir kreative Ausdrucksformen und kulturelle Herangehensweisen und natürliche Ressourcen als Mittel zu einer alternativen Erfahrung von und Auseinandersetzung mit psychosozialen Problemen und Thematiken. Wir arbeiten ressourcenorientiert und bestärken Betroffene in ihrer Fähigkeit, eigene Lösungen für Probleme zu finden. Regelmäßige Monitoring- und Evaluierungsbemühungen sind mit unseren Aktivitäten verbunden und tragen der Notwendigkeit einer stärker evidenzbasierten Praxis Rechnung[12], [13].

Referenzen

[1] Adapted from World Health Organizations webpage, retrieved on 26th of October 2018:

http://www.who.int/features/factfiles/mental_health/en/

[2] United Nations Children’s Fund (2011). Inter-agency guide to the evaluation of psychosocial programming in emergencies.

[3] Global Platform on Disaster Risk Management for Health (2011). Mental Health and Psychosocial Support, Fact Sheets, WHO/United Kingdom Health Protection Agency and partners. http://www.who.int/hac/events/drm_ fact_sheet_mental_health.pdf

[4] Inter-Agency Standing Committee (IASC, 2007). Guidelines on Mental Health and Psychosocial Support in Emergency Settings. Geneva: IASC.

[5] World Health Organization webpage, retrieved on 26th of October 2018:

https://www.who.int/whr/2001/media_centre/press_release/en/

[6] Saraceno B, van Ommeren M, Batniji R, Cohen A, Gureje O, Mahoney J, et al., et al. Barriers to improvement of mental health services in low-income and middle-income countries. Lancet 2007; 370: 1164-74

[7] Inter-Agency Standing Committee (2007). IASC Guidelines on Mental Health and Psychosocial Support in Emergency Settings. Geneva: IASC.

[8] Inter-Agency Standing Committee (IASC, 2007). Guidelines on Mental Health and Psychosocial Support in Emergency Settings. Geneva: IASC.

[9] Jabob, N., Neuner, F., Maedl, A., Schaal, S. & Elbert, T. (2014). Dissemination of Psychotherapy for Trauma Spectrum Disorders in Postconclict Settings: A Randomised Controlled Trial in Rwanda. Psychotherapy and Psychosomatics 83, 6.

[10] World Health Organization and Columbia University. Group Interpersonal Therapy (IPT) for Depression (WHO generic field-trial version 1.0). Geneva, WHO, 2016.

[11] Charles, L. & Samarasinghe, G. (2016). Family Therapy in Global Humanitarian Contexts: Voices and Issues from the Field. New York: Springer.

[12] Bangpan M, Felix L, Chiumento A, Dickson, K (2015). The impact of Mental Health and Psychosocial Support interventions on people affected by humanitarian emergencies: a systematic review protocol. Oxford: Oxfam GB.

[13] Augustinavicius, J. L., Greene, M. C., Lakin, D. P. & Tol, W. A. (2018). Monitoring and evaluation of mental health and psychosocial support programs in humanitarian settings: a scoping review of terminology and focus. Conflict and Health, 12, 9.